Montag, 19. Februar 2007

Neujahrsritual

.
Neujahrsritual 신년굿
.
Heute habe ich mein Glück fürs neue Jahr noch mal religiös abgesichert, damit auch nichts schief gehen kann.
.
Programmpunkte hierbei waren:
.
1. Bei Tante Shin in den Beichtstuhl
2. Schamanistisches Ritual
3. Tempelbesuch
4. Christen auslachen
.
Doch der Reihe nach.
.
Da heute immer noch Neujahrsfest ist, gab es im Unhyeon-Palast eine besondere Aufführung eines schamanistischen Neujahrsrituals. Und wer meinen letzten Blog gelesen hat, weiß, dass ich im Unhyeon-gung eine kleine Freundin habe.
.
Und tatsächlich, als ich heute ankam, saß sie da und wir erkannten uns beide schnell. Daraufhin ging die Tür zu ihrem Infokabuff auf und ich musste erst einmal in den Beichtstuhl, wo ich ein Jahr lang gesteckt habe.
Wie später herauskam, war es tatsächlich ein Beichtstuhl. Nun, nach einem Jahr, habe ich herausgefunden, dass Halmeoni neben ihrer freiwilligen Arbeit im Unhyeon-gung noch presbyterianische Priesterin ist...Aaaah ja.
Deshalb, so erklärte sie mir schmatzend als ich ihr meine Reisküchlein angeboten hatte, finde sie dieses Ritual auch nicht so toll. Aber gleichzeitig sei es koreanische Kultur, das müsse man akzeptieren.
.
Fand ich auch und deshalb ging ich dann, nachdem ich ihren Grünen Tee ausgetrunken hatte, nach vorn zur Bühne, um dem Spektakel beizuwohnen.
.
.
Ein Gut (굿) ist ein schamanistisches Ritual, der koreanische Schamanismus, oft auch Muismus genannt, basiert auf animistischem Glauben. Er wurde als Aberglaube bekämpft, aber er hat bis heute überlebt. Sowohl als Kunstform als auch als normale religiöse Praxis.
.

.
Dass das Ritual hier eher Show werden würde, erklärte die Schamanin von vornherein, indem sie sich immer wieder sehr deutlich entschuldigte, dass das Ritual nur 1 1/2 Stunden dauert und dies eine Sparversion sei, da man den Zuschauern wohl nicht mehr zutraut.
.
Tatsächlich kam sie dann auch auf mich zu und haute mich mit den Bambusfahnen auf Schultern und dann auch auf den Bauch. Man musste immer eine der 5 Fahnen ziehen und je nach Fahnenfarbe ging es dann weiter. Dass ich 2 mal hintereinander die grüne Fahne hatte, war wohl nicht so gut und sie ließ mich noch mal ziehen, worauf dann weiß kam und sie erleichtert aufheulte, mir aber vorsichtshalber die Fahnen noch ein paar Mal um den Körper wedelte und dann noch mal auf den Bauch klatschte.
.




.
Dann war das Ritual auch schon bald beendet und es ging an die Verteilung des Charyesang, also des Opfergabentisches. Von der Schamanin gesegnetes Essen ist besonders begehrt, vielleicht auch einfach nur weil es kostenlos ist. Jedenfalls hatte ich als Ausländer und Mann-mit-zwei-grünen-und-einer-weißen-Fahne Erstzugriffsrecht und verließ den Palast mit einer Ananas, 2 Mandarinen und einem Stapel Reiskuchen. Das alles bei freiem Eintritt und die kostenlose Segnung nicht einbegriffen.
. .
Und wie man es als Koreaner so tut, hatte auch ich meinen synkretischen Tag und beschloss gleich anschließend in den Jogye-Tempel um die Ecke zu gehen, da dieser inzwischen fertig renoviert sein musste. Tatsächlich war er es und er erstrahlte tatsächlich in neuer Pracht. Auch die umstehenden Gebäude sind inzwischen ansehnlicher und eines der hässlichen Betonbauten ist abgerissen worden.
.

.
Habe mir im Tempelladen erst einmal ein Gebetsbuch und eine Gebetskette gekauft und draußen in einem buddhistischen Laden eine kleine Statue von Gwaneum Bosal, dem Bodhisattva des universellen Mitleids.
.
Und was wäre ein religiöser Tag mit so viel Würde ohne von einem durchgedrehten Christen belästigt zu werden, daher hier fürs Archiv, falls noch jemand fragt, was ich gegen orthodoxe Christen in Korea habe...
.
.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Thanks for

your sharing, it's very useful