Montag, 26. Juli 2010

Busaner Dialekt Teil 1 - 부산 사투리 1부


Endlich habe ich mal die Muße und die Zeit mich einem meiner Lieblingsthemen zu widmen, dem Dialekt der südlichen Hafenstadt Busan. Ich bin ein großer Freund der südöstlichen Dialektvielfalt. Daegu, Andong, Ulsan, Gyeongju und Busan - all diese Städte teilen das Charakteristikum der meist (!) zum Ende heruntergehenden, sehr melodischen Betonung. Härter als das Standardkoreanisch und zugleich irgendwie niedlich, vertrauenerweckend.
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Busaner Dialekt gilt zudem als männlich. Die meisten Koreaner werden sagen, es lasse sich in keinem Dialekt so gut fluchen und schimpfen, so gut einen auf Bad Boy machen wie auf Busaner Dialekt. Wie auch immer, ich finde ihn sympathisch und mir wird von einigen sogar ein leichter südöstlicher Akzent nachgesagt, was sicher daran liegt, dass viele meiner Freunde aus der Ecke sind.
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Diese Faszination vieler Leute mit diesem Dialekt, der gesellschaftlich sehr akzeptiert ist, im Gegensatz z.B. zu Chungcheong-Dialekt über den man sich lustig macht und Jeolla-Dialekt, mit dem Rückwärtsgewandheit und Verbrechertum assoziiert werden, führt dazu, dass gerade viele echte Busaner ihren Dialekt duch Nachmacher gefährdet sehen: Ein Blick in einschlägige Foren offenbart lauter Leute, die darum bitten in Busan-Dialekt unterrichtet zu werden und Busaner, die dies kritisieren.
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Wie auch immer, ich steige auf den Trend auf und versuche dem deutschen Leser diesen Dialekt etwas näherzubringen.
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Betonung
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Das wichtigste bei den südöstlichen Dialekten ist die Betonung. Die normale koreanische Sprachmelodie, also die Seouler, dürften die meisten meiner Leser ja grob im Kopf haben. Dementsprechend reicht es ein Video mit recht breitem Busaner Dialekt zu posten, um zu zeigen, wo die Unterschiede liegen. Viel mehr als sich die Sprachmelodie einzuprägen, kann man sowieso nicht machen, wenn man den Dialekt lernen möchte.
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Die Unterschiede zwischen den einzelnen südöstlichen Dialekten lassen sich vielleicht am einfachsten durch einen Beispielsatz zeigen:
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왜, 내가 누르라고 했나? (Habe ich denn gesagt, du sollst drücken?)
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1. Busan: 와↘ 내→가 누↗→르→라→캣↗나↘?
2. Daegu: 와↗ 내↗가↘ 누↗르→라캣↗나↗?
3. Gyeongju: 와→ 내↗가→ 누↗르↗라↗캣↗나→?
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Ein weiteres schönes Problem zeigt sich darin, dass es "weniger Silben" gibt im Busaner Dialekt, weil viele Silben vereinfacht werden. Als Schaubild sieht das dann so aus:
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가! Ga! - Geh
가? Ga? - Der? Der von eben?
가가! Gaga! - Nimm das mit und verschwinde!
가가? Gaga? - Ist das etwa der? Ist das etwa der von eben?
가 가가... Ga gaga.... - Und dann nimmt man/er/sie das mit
가가 가가~ Gaga Gaga - Ja, das ist der.
가가 가가? Gaga gaga? Also dann ist das der von eben?
가가 가가가? Gaga gagaga? Ist sein Name Ga?
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Ich glaube jetzt sind einige Charakteristika des Busan-Dialekts auf anschauliche Weise klar geworden und letzte Klarheiten beseitigt. Grins.
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Wendungen
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Aber natürlich geht es beim Busaner Dialekt nicht nur um die Betonung. Auch gibt es ganz spezielle Wendungen, besondere Vokabeln und abgewandelte grammatische Endungen. Dayu sollte man sagen, dass es selbst innerhalb des Dialekts bestimmte Schwankungen gibt, daher ist gerade auf die Rechtschreibung im Koreanischen keine Gewähr. Von Generation zu Generation, von Stadtviertel zu Stadtviertel gibt es verschiedene Sprechgewohnheiten innerhalb des Dialekts, was ich hier wiedergebe sind Annäherungen, kein eindeutiger Dialekt-Duden. Die koreanische Sprachforschung gibt zwar solche Dialekt-Duden heraus, aber dort werden auch nur verschiedene Einzelformen aufgelistet ohne sich für eine besondere als "Standard-Dialektform" auszusprechen.
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Aber genug der Vorrede, fangen wir mal mit dem klischeehaftesten, typischsten und bekanntesten an, der Begrüßung:
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밥 문나? (Bammuna?) - Hallo/wie geht's (Wörtlich: Hast du gegessen?)
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디질래? Dijillae? - Lust auf Sterben?
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와 인자 연락하노? Wa inja yeollakhano? - Was meldest du dich erst jetzt? (Keine eigenen Dialektformen drin, aber zeigt sehr gut die Vereinfach des Hochkoreanischen 왜 인제 연락하냐?)
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우야꼬! - Uyakko! - Huch, boah, krass, Mist, Oh Nein (Vielseitig verwendbare Vokabel, die benutzt wird, wenn man überrascht ist oder sich über etwas beklagt, etwas bejammert)
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니 내 존나? - Ni Nae Jonna? - Magst du mich? (Die wohl süßeste und zugleich chauvinistischste Liebeserklärung der Welt. Ein Südost-Mann sagt nicht, dass er eine Frau liebt. Er fragt die Frau, ob SIE IHN mag)
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Vokabeln
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단디(하다) Dandi(하다)- genau, richtig, vollkommen, eindeutig etc.
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Eine der beliebtesten Vokabeln überhaupt, vielseitig einsetzbar und irgendwie sehr niedlich.
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Beispiel:
시험은 단디 봐라 - Viel Erfolg bei der Prüfung (Wörtlich: Hab den vollen Durchblick bei der Prüfung)
추운데 옷 단디 입고 나가라 - Es ist kalt, zieh dich warm an.
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Um 단디 zu ersetzen, kann man je nach Situation auch sagen: 학시리 (Dialektform von 확실히), 츨즈히 (철저히), 메메
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문디 Mundi - Alter (Wörtlich: Aussätziger, Pockengesicht)
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Früher wurde Busan viel von den Pocken heimgesucht, es gab viele Aussätzige. Früher war es dementsprechend ein echtes Schimpfwort. Inzwischen hat sich das aber grundlegend geändert und es ist fast schon ein liebevolles Kosewort geworden, was selbst Pärchen untereinander verwenden.
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Gerade Typen nennen sich untereinander gerne 문디 자쓱아, wobei das 자쓱 die Dialektform des Hochkoreanischen 자식 (auch so ein "Alter", "Kumpel", "du Sack") ist.
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땅감 Ddanggam - Tomate (Wörtlich: Khaki aus der Erde)
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Die Liste wird bei Gelegenheit vervollständigt, dann auch mit mehr Grammatik.
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3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo.
Ich mochte mit Ihrer Website gomseonsaeng.blogspot.com Links tauschen

Anonym hat gesagt…

Ich lerne gerade Koreanisch und finde Ihre Seite äusserst Hilfreich.

Könnten Sie mir eventuell sagen, wie man "Es ist nett von dir, dass du mir hilfst" auf Koreanisch sagt?

Anonym hat gesagt…

Ich lerne gerade Koreanisch und finde Ihre Seite äusserst Hilfreich.

Könnten Sie mir eventuell sagen, wie man "Es ist nett von dir, dass du mir hilfst" auf Koreanisch sagt?

Das wäre sehr nett von Ihnen, danke schon im Voraus.