Samstag, 14. August 2010

한강찬가 Ode an den Han-Fluss

Wenn man in Seoul wohnt, ist jeder Ausflug aufs Land eine Chance zur Erholung, zum Entspannen, zum Durchatmen und man ist froh der Stadt den Rücken gekehrt zu haben. Und wenn man dann wieder zurückkehrt, die Lichter sieht und den breiten, breiten Fluss, der dieses Meer aus Menschen, Glas und Beton in zwei inzwischen fast gleich große, aber doch so unterschiedliche Teile zerteilt, dann ist man froh wieder zuhause zu sein. Dieses Gefühl drückt Lee Byeong-u in seinem Lied aus, das durch den Soundtrack zum Film Gwoemul (The Host) bekannt wurde.
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한강 말이 많은 내 고향
Han-Fluss, meine Heimat, die so viel erzählen kann,
한강 탈도 많은 내 고향
Han-Fluss, meine Heimat, die so viele Gesichter hat.
사고처럼 너를 사랑하고
Wie eine unerwartete Begebenheit, so liebe ich dich.

운명되어 함께 살아
Gemeinsam zu leben ist unser Schicksal.
후회없는 불꽃이 된다
Ohne Bedauern eine Flamme werden.

오늘도 너를 따라 달려간다
Auch heute eile ich an dir entlang,
너를 보고 살아간다
lebe dich immer im Blick,
너를 향해 웃어본다
lache in deine Richtung
굳세어라 우리 한강
sei stark, unser Han-Fluss.

한강 출렁이는 내 인생
Han-Fluss, mein wogendes Leben,
한강 흘러가는 내 생명
Han-Fluss, dahin fließt meine Lebenszeit.
오랜 세월 내려오는 사랑
Eine Liebe, die schon lange fließt.

깊게 묻어놓은 전설
Eine Legende, die tief begraben liegt.
날 위해 사나워진 눈물
Tränen, die um meines Willen getrocknet sind.
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Würde ich alle Übersetzungsprobleme aufzählen, wäre dieser Post eine unendliche Geschichte. Nur kurz angerissen: Die gesamte Bildsprache von einem Fluss, der hart sein muss ist kaum zu retten. Die Bilder mit Leben und Fließen sind da schon einfacher zu retten, aber auch hier hat man ein Problem: Das koreanische Insaeng und Saengmyeong können beide im Deutschen nur als Leben übersetzt werden. Sie haben aber eine feine Nuance, die ich im Deutschen mit "Lebenszeit" versucht habe zu retten. Saengmyeong bezeichnet mehr das biologische Leben, frei übersetzt so etwas wie die "Lebensuhr, die tickt".
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Ein weiteres schönes Problem ist "Sago cheoreom saranghanda". Jemanden lieben wie einen Unfall. Ich bin mir bei meiner Übersetzung nicht gerade sicher, glaube aber analog zu Formulierungen wie "Ich liebe dich wie den Tod", die häufig im Koreanischen sind, das Ganze einigermaßen richtig angepasst zu haben, denn hier ist m.E.n. nicht der Unfall im Negativen gemeint, sondern die "unerhörte Begebenheit", ein unerwartetes Treffen.
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Ganz am Anfang habe ich zudem Maske als Gesicht wiedergegeben. Eine Maske hat im Deutschen automatisch etwas Negatives, im Koreanischen kann Talbakkum aber z.B. auch ganz positiv für einen "Tapetenwechsel" oder eine Renovierung stehen und nicht wie im Deutschen "eine andere Maske aufsetzen" für einen Betrug, eine Lüge, ein Vorspielen. Ein typischer "false friend" für Übersetzer.
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Ebenso schwierig sind so einfache Details wie "Maldo maneun". Viele Worte kann man in beide Richtungen interpretieren: Viel zu erzählen, unendliche Geschichtenfülle oder als Labertasche. Im Koreanischen mag man traditionell Leute nicht, die viel reden.
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Aus diesem Grund langweile ich jetzt auch nicht weiter mit Gedanken zum Übersetzungsprozess, sondern poste zum Abschluss noch das Video, damit man das Lied mit der Übersetzung nachverfolgen kann:
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